Paddeln in Mecklenburg-VorpommernKanutourPaddeln in Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburger Seen
Juli 2006

Nach dem Frühstück laden wir die Reste unserer Ausrüstung in unseren VW-Bus und den Dagger Vesper aufs Dach. Um 11 Uhr geht's dann los. Wir holen den Clipper aus dem Bootshaus und weiter geht's auf der Autobahn und die B96 über Oranienburg und Löwenberg gen Norden. In Löwenberg fülle ich an der Tankstelle den Reservekanister auf. Bully bekommt jetzt noch nichts, da ich ihn immer mit einem fast leeren Tank auf Campingplätzen abstelle. 

Gegen 14 Uhr haben wir nach ruhiger Fahrt und der obligatorischen Umleitung endlich die Kanustation von Nordlicht in Fürstenberg an der Havel erreicht. 

Hier kaufe ich die folgenden Karten: 

Anschließend fahren wir das kurze Stück bis zum Campingplatz "Am Röblinsee" (Röblinsee Nord 1, 16798 Fürstenberg/Havel) unmittelbar am Ufer des Röblinsee gelegen. 

Eingang zum Campingplatz "Am Röblinsee" in Fürstenberg/Havel
Eingang zum Campingplatz "Am Röblinsee" in Fürstenberg/Havel

Der Platz ist sehr schön, zwar keine 5 Sterne, aber Rasen und vor allem Schatten spendende Bäume unmittelbar am Wasser gelegen. Es sind auffallend wenige Camper hier, so haben wir mal die freie Platzwahl (N53°11.211' E013°07.775'). Erst gegen 17 Uhr trifft eine größere Gruppe Kanuten ein. Schnell das Zelt aufgebaut und dann aber schnell ins Wasser. Der Sprung ins frische Nass verzögert sich allerdings noch ein wenig, da beim Zeltaufbau eine Stange bricht. Ausgerechnet die, die ich erst beim letzten Mal gegen ein verbogenes Segment ausgetauscht habe. Aber das ist ja beim Sherpas Dome Plus in wenigen Minuten erledigt und nun geht's aber fix zum Wasser. 

Verflucht, was ist denn das? Ich steige ins Wasser und vermisse die lange ersehnte Abkühlung. Der See hat hier am Ufer eine Wassertemperatur von sage und schreibe 28°C! Das ist ja nun wirklich keine Erfrischung mehr. Oder ist unser kleines Thermometer etwa einem Hitzschlag erlegen? Gebadet wird aber trotzdem!

Campingplatz "Am Röber" in Fürstenberg/Havel
Campingplatz "Am Röber" in Fürstenberg/Havel

Mittlerweile sind uns auch alle unsere Sünden eingefallen. Wir haben leider unsere "Waschsalons" zu Hause im Bad vergessen. Ohne Waschen und Zähne putzen geht es natürlich nicht. Also laufen wir den Kilometer bis nach Fürstenberg zurück. Vorher bezahle ich aber noch den Campingplatz für zwei Tage und bestelle für morgen früh 4 Brötchen. Inklusive Strom werden für Vater & Sohn, Zelt und Bully genau 9,50 Euro pro Tag fällig. Der Preis liegt durchaus noch im grünen Bereich.

Campingplatz "Am Röber" in Fürstenberg/Havel
Campingplatz "Am Röber" links Eingang, rechts Sanitärhaus

Seife, Zahnbürsten, Zahnpasta, Dusch- und Haarwaschmittel und ein wenig Gemüse fürs morgige Frühstück kaufen wir im Supermarkt ein. Danach geht's gleich weiter in die nächste Gastwirtschaft. Unser Ziel ist "Der Holzwurm" (Tel. 033093 61661) neben der Kirche von Fürstenberg gelegen. Schnell eine große Sprite für Arian und ein Bier für mich geordert, sonst dehydratisieren wir bei der Hitze noch. Ratz Fatz ist Sprite und Bier verdunstet, da müssen Neue her! Wie immer ist die 0,4 Liter Sprite mit 3,00 Euro teurer als mein 0,5er Bitburger für 2,70 Euro. Ich schaffe meinen Hering mit Bratkartoffeln (6,50€) und helfe Arian anschließend noch bei seinem Backcamembert mit Preiselbeeren (4,50€). Den Holzwurm kann ich an dieser Stelle nur empfehlen! Jetzt sind wir beide aber pappsatt und schleppen unsere vollen Bäuche samt Einkauf zum Campingplatz zurück. 

Gastwirtschaft "Der Holzwurm" an der Kirche in Fürstenberg/Havel
Gastwirtschaft "Der Holzwurm" in Fürstenberg/Havel

Danach gehe ich sofort unter die kalte Dusche. Herrlich, das mobilisiert die Lebensgeister. Warm Duschen ist auch ohne Münzeinwurf (es sind auch keine Automaten verfügbar) möglich, obwohl auf Schildern der Kauf von Marken für die warme Dusche empfohlen wird. 

Tag 2 im Juli 2006

Heute scheint mal nicht die Sonne aufs Zelt und so können wir in Ruhe bis um 7:30 Uhr ausschlafen. Es ist immer noch sehr ruhig auf dem Platz, auch mein Sohn schläft noch. Ich verlasse ein erstes Mal das Zelt, kehre aber bald zurück und lege mich noch mal bis um 8:30 Uhr hin. Dann ist auch Arian wach und holt die 4 Brötchen ab, die wir gestern bestellt haben. 

Um 13 Uhr rückt die freiwillige Feuerwehr an. Nachdem der Standplatz bestimmt ist, kommen die Jugendlichen und bauen ihre Zelte auf. Arian hat sich jetzt seine erste 5 Minuten Terrine mit Kartoffelsuppe zubereitet. Die Tüte Storck Riesen hat er auch schon fast geschafft, ich sehe überall nur noch leeres Bonbonpapier herumliegen. 


Total relaxed

Endlich hat sich mein Sohn zum Abendessen entschieden und wir machen uns auf den Weg. Die Pizzeria in Fürstenberg (Bella-Napoli, Brandenburger Str. 19, Tel. 033093 61984) verfügt über einen Hinterhof, wo man ruhig und vor allem unter Sonnenschirmen im Schatten sitzt. Die erste Order ist ein Bier und eine große Sprite. Ich gönne mir eine Pizza Speziale (6,50€) und Arian eine Pizza Salami (5,00€). Allerdings sind die Teile eher halbe Wagenräder, die da angerollt kommen. Ich schaffe meine mit Hängen und Würgen, aber Arian kapituliert schon völlig entkräftet nach der Hälfte. 

Wieder auf dem Platz angelangt, verzieht sich Arian sofort in die Hängematte. Ich mache noch ein paar Fotos von der Abendstimmung auf dem See dann geht es auch schon zur kleinen Nachtwäsche und anschließend sofort ins Zelt. 

Abend am Röber
Abend am Röber

Tag 3 im Juli 2006

Um 7:30 Uhr wird mir plötzlich warm im Zelt und ich stehe schnell auf. Arian ist noch im Halbschlaf versunken. Zuerst die obligatorische Toilettenrunde, dann hänge ich den Akku der Kamera noch mal ans Netz. Vorher aber spiele ich den ersten Schwung der Bilder auf meine mobile Festplatte. Dann wird auch langsam Arian munter und schleicht zum Sanitärhaus. Auf dem Rückweg geht er beim Platzwart vorbei. Wir haben zwar gestern Abend keine Brötchen bestellt, aber bekommen trotzdem noch vier Stück ab. 

Das Beladen unserer Boote zieht sich schier endlos hin, aber um 11:30 Uhr sind wir endlich startklar. Jetzt geht es am Ufer des Röbersee entlang zur Einmündung der Steinhavel. Vor der Schleuse Steinhavel (N53°11.517' E013°06.443') müssen wir ungefähr 15 min warten, dann quetschen wir uns mit drei anderen Paddelbooten zu den Motorbooten in die Schleusenkammer. Das Schleusen ist für uns kostenlos. An der Schleuse liegen immer noch die Altlasten der DDR in Gestalt einer alten Getreidemühle und entstellt die Landschaft. 

Arian im Dagger Vesper in der Schleuse Steinhavel
Arian im Dagger Vesper in der Schleuse Steinhavel

Da das zwei Kilometer weiter erreichte Wirtshaus Steinförde im gleichnamigen Ort aber hundert Meter vom Wasser entfernt liegt, wird es leider nichts aus den versprochenen kalten Getränken und dem Essen und so rasten wir um 14 Uhr hinter dem Memowsee an der Einmündung der Havel in den Ziernsee (N53°11.996' E013°04.758'). Hier ist eine Sitzgelegenheit und baden kann man bei sandigem Untergrund auch. Während ich ein Bad nehme, bereitet Arian schon mal die 5-Minuten-Terrinen zu. Dazu gibt es ein paar dieser kleinen Salamis und das letzte einsame Brötchen von heute früh.

Rast an der Steinhavel/Ziernsee
Rast an der Steinhavel, rechts der Ziernsee

Anschließend geht es sofort weiter über den Ziernsee, den Ellbogensee und die Müritz-Havel-Wasserstraße bis zur Schleuse Strasen-Priepert (N53°12.376' E012°59.842').

An der Gastwirtschaft "Zum Löwen"
An der Gastwirtschaft "Zum Löwen"

Um 17:30 Uhr sitzen wir in der Gastwirtschaft "Zum Löwen" (Hotel & Restaurant, 17255 Strasen, Schleusengasse 11, Tel. 039828 20285, Fax -20391) gleich hinter der Schleuse Strasen-Priepert (zwischen Ellbogensee und Pälitzsee) und warten auf Arians Cappuccino und mein kühles alkoholfreies Hefeweizen. Kaum zwei Minuten sind vergangen und schon rinnt es mir herrlich kühl durch die Kehle. Mmmhh, tut das gut! Arian hat sofort nach gelegt und sich einen Apfelstrudel mit Vanillesoße bestellt. Nachdem der Himmel heute meist bewölkt war, scheint seit ungefähr drei Stunden wieder die Sonne. Auf meinen Oberschenkeln weicht die vornehme Blässe so langsam aber sicher einer zarten Rötung. 

Arian im Kajak Dagger Vesper auf dem Pälitzsee
Arian im Kajak Dagger Vesper auf dem Pälitzsee

Auf dem Wasser kehrt jetzt langsam Ruhe ein, jeder hat wohl inzwischen sein Plätzchen gefunden. Nur wir leider noch nicht. Seit dem Nachmittag ist der Himmel zunehmend aufgeklart, so dass jetzt keine Wolke mehr zu sehen ist. 

Rolf im Clipper von Western Canoeing auf dem Pälitzsee
Rolf im Clipper von Western Canoeing auf dem Pälitzsee

Der Campingplatz (N53°11.823' E012°56.105', Campingplatz C18 am Kleinen Pälitzsee, 17255 Canow, Tel. 039828/20220) ist dann endlich kurz nach 20 Uhr erreicht. Leider für Wasserwanderer kaum geeignet, da in Wassernähe nur ein schmaler Uferstreifen frei ist, der eher einem Acker gleicht - wenn ich da nur an den Platz in Fürstenberg denke ... Toilettenpapier gibt es in dem neuen Sanitärhaus übrigens nicht, da es ja geklaut werden könnte, wie uns auf Nachfrage der Platzwart erklärt! Hä??? Nicht nur Warmes sondern auch kaltes Wasser zum Duschen muss hier bezahlt werden. Dazu ist der Platz am Wasser ein einziger Acker und sehr sandig. Von hier erfordert das Erreichen der Toiletten schon ein wenig Kondition. Wohl dem, der sein Bedürfnis frühzeitig erahnt und sich rechtzeitig auf den Weg macht. Allerdings wird im hinteren Teil des Platzes ein weiteres Sanitärhaus gebaut. Hier liegt auch das Bootslager einer Kanustation. 

Tag 4 im Juli 2006

Früh um 5:15 Uhr ist es noch sehr frisch am Wasser und dazu weht ein kühler Wind. Keine Sonne weit und breit, da werden wir hoffentlich in aller Ruhe ausschlafen können, zumal wir sicher bis gegen Mittag durch Bäume gegen die Sonne geschützt sind. 

Campingplatz am Kleinen Pälitzsee
Campingplatz C18 am Kleinen Pälitzsee

Um Neun Uhr werden wir endlich wach und gehen zusammen zum Waschhaus. Anschließend sagt mir Arian, dass er heute doch noch hier bleiben will, da er von Gestern noch so geschafft ist, dass ihm sein Rücken weh tut. Kein Problem, sage ich, dann bleiben wir hier und können den heutigen Tag ganz entspannt angehen. 

Um 11 Uhr ziehe ich mich dann an und bereite das Frühstück vor. Arian geht zur Rezeption und bezahlt den Platz für einen weiteren Tag, bekommt aber leider keine frischen Brötchen mehr, da der Laden zwischen 11 und 16 Uhr geschlossen ist. So müssen wir zum Frühstück mit Vollkornbrot vorlieb nehmen und werden hoffentlich zum zweiten Frühstück nach 16 Uhr noch ein paar Brötchen bekommen. 

Nach dem Frühstück (12:41 Uhr) legt sich Arian wieder ins Zelt und liest, derweil ich auf meinem hp200LX an diesem Tagesbericht schreibe. Die bisherigen Aufnahmen der Konica-Minolta A2 sichere ich wieder im Sanitärhaus auf der mobilen Festplatte. Um 15:14 Uhr treibt Arian dann der Hunger aus dem Zelt. Ich bin ja mal gespannt, woran er sich jetzt vergreift, da ja die Gummisachen und die Storck Riesen schon alle sind. Also mache ich heißes Wasser für ein Süppchen. Danach wird weiter nach allen Regeln der Kunst gefaulenzt. 

Mittlerweile ist es 16 Uhr geworden und Arian kauft 4 Brötchen und einen Liter Milch ein. Unser zweites Frühstück! Anschließend wird weiter gefaulenzt, da wir bei der Nahrungsaufnahme bis an unsere Leistungsgrenze gegangen sind. Ach ja, wer da glaubt, dass faulenzen einfach nur Nichtstun ist, der sei eines besseren belehrt! Faulenzen kann auch sehr anstrengend sein, so anstrengend, dass ich nach dem Essen doch tatsächlich vor Erschöpfung eingeschlafen bin! Arian ist ebenfalls total geschafft und schläft im Zelt auch wieder ein.

Campingplatz am Kleinen Pälitzsee
Campingplatz C18 am Kleinen Pälitzsee

Der Wind hat sich jetzt am Abend gelegt und am Himmel ist leichte Bewölkung aufgezogen. Die heutige Tagestemperatur war auch sehr angenehm und nicht mehr so hoch wie noch die letzten Tage. 

Nicht nur Dresden lag früher im Tal der Ahnungslosen, sondern auch unser Campingplatz und das sogar noch im Jahr 2006! Auf dem Campingplatz gibt es keinen Empfang der Mobilfunknetze. Somit fällt die allabendliche Wasserstandsmeldung an die Heimat aus. Dafür sieht man von Zeit zu Zeit hilflose Touristen mit dem Handy in der erhobenen Hand über den Platz irren. 

Zum Abendbrot holt uns Arian zwei Magnum Eis und ich bereite zwei Tassen Suppe mit Ei zu. Schon eine sehr individuelle Zusammenstellung unseres Abendessens. Frauen könnten jetzt in die Versuchung kommen zu sagen: "Typisch Mann", aber ihnen sei versichert: Es schmeckt! 

Tag 5 im Juli 2006

Ein herrlicher Morgen bricht an. In der Nacht war es endlich mal nicht mehr so warm wie in den vergangenen Wochen und wir konnten im Schlafsack bleiben. Draußen sind auch schon die Krähen wach und veranstalten einen heiden Lärm auf dem ansonsten noch ruhigen Platz. Jetzt am Morgen ist es noch windstill. Ich hoffe, dass es heute so bleibt, damit wir nicht gegen den Wind ankämpfen müssen. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich, da wir in Richtung Rheinsberg fahren werden. Der Campingplatz am Tietzowsee ist unser nächstes Ziel, von dem Sascha und ich im Frühjahr 1990, kurz nach dem Fall der Mauer, unsere erste Kanutour über die Mecklenburger Seen begannen. Mal sehen, wie es heute, 16 Jahre später dort aussieht. 

Abend über dem kleinen Pälitzsee
Abend über dem kleinen Pälitzsee

Wir kennen das ja schon: Es zieht sich immer wie Kaugummi hin, bis wir endlich alle unsere Plünnen zusammen gepackt haben und loskommen. Um 12:30 Uhr brechen wir endlich in Richtung Schleuse Wolfsbruch im Hüttenkanal auf. Der starke Wind von Gestern hat sich zum Glück gelegt, aber es ist heute überwiegend bedeckt, also ideales Paddelwetter. Arian schmerzt noch immer sein Rücken, er hat jetzt zusätzlich mein Sitzkissen als Polster im Rücken. Zuerst verliere ich ein wenig die Orientierung und paddle in die falsche Bucht ein. Also umkehren und jetzt gegen den Wind das kurze Stück zurück. Im Hüttenkanal ist etwas mehr Verkehr, da hier die neu angelegte Marina Wolfsbruch liegt, wo die Motoryachten eines großen Bootsverleihers beheimatet sind. 

Schleuse Wolfsbruch im Hüttenkanal
Schleuse Wolfsbruch im Hüttenkanal 

Der Zerstörer vom Tietzowsee

An der Ausfahrt des Hüttenkanals lassen wir den Großen Prebelowsee rechts liegen und biegen sofort links in die kleine Durchfahrt zum Tietzowsee ein. Trotz des herrlichen Wetters liegt plötzlich völlig überraschend eine Nebelbank vor uns auf dem See. Langsam schluckt uns der Nebel, während sich dumpfes Motorengeräusch nähert. Während wir noch versuchen die Richtung zu bestimmen, aus der sich das Geräusch nähert, taucht auch schon vor uns ein schwarzes Boot aus dem Nebel auf. Um Himmelswillen, der Zerstörer vom Tietzowsee! Vier finstere Gestalten mit gehörnten Helmen stimmen ihren Schlachtruf an. An Flucht ist nicht mehr zu denken, die johlende Meute hat uns längst ausgemacht. Kaum sind sie querab, trifft uns auch schon eine volle Breitseite. Wie auf dem Präsentierteller sind wir ihnen schutzlos ausgeliefert. Mit wuchtigen Paddelschlägen versuchen wir zu entkommen. Zwecklos, wir liegen in Reichweite ihrer Wasserkanonen. Unter Siegesgeheul und lautem Gelächter verschwindet der Zerstörer so schnell wie er gekommen ist, als sei alles nur ein Spuk gewesen. Hab' ich das etwa alles nur geträumt? Aber warum sind wir dann so nass?

Kurz vor 15 Uhr erreichen wir den Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36, www.campingplatz-eckernkoppel.de, Am Tietzowsee, 16831 Zechliner Hütte) am Ufer des Tietzowsee gelegen (N53°09.947' E012°52.430'). Standplatz aussuchen, einchecken und Zelt aufbauen gehen mittlerweile schon recht routiniert von statten. Während Arian das Zelt einräumt, bereite ich schon mal unser Mittagessen vor. Heute gibt es Spaghettis mit Carbonara al Gusto mit Sahne und Speck. Während die Spaghettis kochen, ist Arian im Zelt eingeschlafen. Wovon ist mein tapferer Kerl nur so müde? Zum Essen muss ich ihn aber wecken und aus dem Zelt scheuchen. 

So, es ist mittlerweile 17:03 Uhr und laut Arians Aussage soll es jetzt frische Gerstenkaltschalen auf dem Campingplatz geben. Das werde ich sofort überprüfen. Wir sind in der ehemaligen DDR! Der Kiosk ist geöffnet, leise dudelt die Musik aus dem Ghettoblaster, aber es ist niemand da! Na gut, ich warte, oder soll ich mir mein Bier selber zapfen? Das Glaspfand beträgt übrigens 2 Euro, in der Gegend wird wohl alles geklemmt, was nicht niet und nagelfest ist. 

Das Wetter hat sich wieder zum Guten gewandt, lockere Bewölkung bei viel Sonnenschein und leichtem Wind. Auf jeden Fall ist diese brüllende Hitze gepaart mit hoher Luftfeuchtigkeit endlich vorüber. So lässt es sich schon wesentlich besser aushalten. 

Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) am Tietzowsee
Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) am Tietzowsee

Soeben (18:10 Uhr) fährt ein Ausflugsdampfer in Richtung Rheinsberg am Campingplatz vorbei. Arian hat sich mit seinem Roman zu mir gesetzt und während ich mich am kühlen Bier labe, schmökert er in "Die Nadel" von Ken Follet. Auf dieser Reise hat er von mir 25 Euro zur freien Verfügung bekommen, damit er nicht bei jeder Kleinigkeit Papa anpumpen muss. Vorhin hat er mir dann allerdings seine Version des Sponsorings verraten: Papa zahlt trotzdem alles, denn dieser schöne neue Zwanziger und der Fünfer sind ja viel zu schade zum Ausgeben. 

Tag 6 im Juli 2006

Lange ausschlafen ist heute zwar angesagt, aber leider nicht möglich. Wir stehen mit unserem Zelt seit 8 Uhr voll in der Sonne und von der gibt es heute mehr als genug. Wolkenloser Himmel und wenig Wind bei allerdings sehr angenehmer Mittagstemperatur von 24°C. Die Wassertemperatur des Tietzowsees liegt bei 25,5°C. Das nutze ich schon vor dem Frühstück zu einem ersten Bad. Vor dem Frühstück spannen wir noch das Moonshadow auf, da wir sonst in der Sonne sitzen und das macht nun wirklich keinen Spaß. 

Vier Brötchen zum Frühstück, Kaffee und Zitronentee reichen zwar für mich als Grundlage, aber offenbar nicht Arian. Im Stundentakt läuft er zur Rezeption und holt sich abwechselnd Eis und Pflaumenkuchen. So kriegen wir den Tag mit Essen, Trinken, Faulenzen, Baden, Lesen, Essen, Trinken, Faulenzen und Schreiben rum, bis schließlich um 14:30 Uhr der Schatten der Bäume soweit vorgerückt ist, dass wir das Moonshadow wieder einpacken können. 

Blick vom Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) über den Tietzowsee
Blick vom Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) über den Tietzowsee

Der Campingplatz ist durchaus empfehlenswert. Toilettenpapier, warmes und kaltes Wasser für Abwasch und Körperpflege und gepflegte Sanitäranlagen sowie Stromanschlüsse sind auf dem Platz vorhanden. Unsere Standortwahl war ein wenig ungeschickt, wir hätten uns etwa fünfzig Meter weiter am Wasser deutlich besser platzieren können, ohne gleich den Campern neben uns auf die Pelle zu rücken. 

Auf dem Platz ist auch ein kleiner Spielplatz mit Tischtennisplatte und Klettergerüst vorhanden. Arian fordert mich zu einer Runde Tischtennis heraus. Er beherrscht nach der Zeit im Tischtennisverein Schläger und Ball schon recht gut, so dass ich natürlich nicht mehr mithalten kann. Danach sind wir beide nass geschwitzt und gehen baden. 

Tag 7 im Juli 2006

Frühnebel und wolkenloser Himmel liegt über dem See, als ich das erste Mal um kurz vor Fünf das Zelt verlasse. Es ist mir aber noch zu früh, um schon Kaffee zu kochen. Da sitze ich nur alleine stundenlang vor dem Zelt und warte, bis mir mein Sohn endlich Gesellschaft leistet. Früh aufstehen ist ja nicht gerade seine Stärke. So liege ich also auch um 6:14 Uhr noch im Zelt und schaue zu, wie es draußen langsam heller wird und die Sonne aufgeht. 

An allen Ecken und Enden werden mittlerweile Kanus zu stattlichen Preisen vermietet. Wobei gegen die hohen Preise vielleicht noch nicht einmal so viel einzuwenden wäre, wenn man dafür einen reellen Gegenwert in Form von solider Markenqualität bekäme. Aber bei Preisen von ca. 30 Euro pro Tag für eine Plastikschüssel billigster Machart statt Markenware kann ich auch beim besten Willen keinen reellen Gegenwert erkennen. Von daher kann man jedem eigentlich nur raten, sich sein eigenes Boot anzuschaffen, wenn er öfters mal aufs Wasser will und über eine geeignete Lagerstätte verfügt. Eine Gummikuh oder ein Kajak vom Schlage Puch, Klepper oder Feathercraft lässt sich natürlich in jedem Keller lagern und sind obendrein robust, bei richtiger Pflege sehr lange haltbar, universell verwendbar und auch auf ausgedehnten Touren brauchbar. 

Nachfolgend zur Abschreckung mal ein paar Mietpreise aus der Saison 2006 für Boote eines Verleihers: 

Bootstyp  1 Stunde  4 Stunden  1 Tag  2 Tage  Wochenende  3 Tage  4 Tage  5 Tage  6 Tage  7 Tage 
1er Wander-Kajak  6 €  14 €  20 €  35 €  43 €  50 €  65 €  80 €  90 €  100 €
2er Kajak  6 €  15 €  25 €  46 €  50 €  63 €  79 €  94 €  107 €  115 € 
2er Wander-Kajak  8 €  20 €  35 €  60 €  70 €  80 €  100 €  110 €  120 €  130 €
3er Kajak  8 €  20 €  30 €  50 €  60 €  70 €  85 €  100 €  110 €  120 €
2er Kanadier  5 €  12 €  25 €  46 €  53 €  63 €  79 €  94 €  107 €  115 € 
3er Kanadier  6 €  15 €  28 €  50 €  60 €  66 €  81 €  97 €  109 €  117 €
4er Kanadier  8 €  16 €  32 €  55 €  75 €  80 €  100 €  110 €  120 €  130 €

Auf der Wasserwanderkarte der Strelitzer Seenplatte sind die Telefonnummern der Touristeninfos drauf, also rufe ich um 9 Uhr die Info in Zechliner Hütte an und bekomme die Fahrzeiten für den Bus 788 von Zechliner Hütte nach Rheinsberg genannt. Allerdings nur die für den Bus 788 und keine weitere Information über einen Anschlussbus. Die anderen Touristeninfos sind erst ab 10 Uhr geöffnet und auch dann leider nicht erreichbar. Also mache ich mich gegen 10:30 Uhr zu Fuß auf den Weg nach Zechliner Hütte.

Verkehrsinfo: 
Busfahrtzeiten für den Bus 788 von Zechliner Hütte in Richtung Rheinsberg: Mo - Fr um 9:32, 12:07 und 14:42 Uhr. 
Die Busfahrzeiten für den Bus 839 von Rheinsberg bis nach Fürstenberg: Mo - Fr ab Rheinsberg um 10:29 Uhr an Fürstenberg um 11:11 Uhr und dann wieder ab Rheinsberg um 16:44 Uhr. Ankunft in Fürstenberg um 17:26 Uhr. 

Im Hotel "Haus am See" (Das Hotel wurde Ende 2014 leider wegen Mangel an Lehrlingen geschlossen!) in Zechliner Hütte, wo ich auf der Suche nach der Touristeninformation lande, bekomme ich von der netten Dame an der Rezeption nach kurzem Telefonat die Busfahrzeiten von Rheinsberg nach Fürstenberg genannt! Einfach nett, kompetent und hilfsbereit. Wenn das Hotel nur annähernd das hält, was die Kompetenz der Empfangschefin verspricht, kann man das Haus wirklich nur empfehlen! 

Im Wasserwanderatlas wird empfohlen, so wenige Kilometer wie nötig mit dem eigenen Pkw zurück zulegen und lieber Gepäcktouren mit dem Kanu zu machen. Ganz meine Meinung, das mache ich schon seit Jahren. Warum ist dann aber die Touristeninformation nicht in der Lage, kompetent über Busverbindungen zu informieren? In der Information Zechliner Hütte bekam ich nur Auskunft über den Bus 788 von Zechliner Hütte nach Rheinsberg, aber ob die Abfahrtzeiten auch in den Ferien gelten und wann dann ein Bus weiter nach Fürstenberg fährt konnte man mir schon nicht mehr sagen, da es ein anderes Tarifgebiet ist. Auf geht’s mit dem Bus nach Rheinsberg ...

Jetzt werde ich mir bei dieser Gelegenheit mal den Rheinsberger Rhin ansehen, auf dem wir ja schon dreimal gepaddelt sind. Im Gegensatz zu früher gibt es jetzt aber Vorschriften, was seine Nutzung anbelangt:
Die Befahrung des Rheinsberger Rhins ist nur ab einem Pegel von 65cm erlaubt, die Pegelvorhersage kann man unter der Telefonnummer 033082 40716 abhören und das Befahren ist nur noch 1er und 2er Kajaks gestattet. Ein Fahrverbot gilt für die Zeit vom 1. November bis zum 15. Juni ganztägig und vom 16. Juni bis 31. Oktober in der Zeit von abends 19:00 Uhr bis 9:00 Uhr früh. 

So langsam macht sich mein Magen bemerkbar und sehnt sich nach Nahrhaftem. In der Pizzeria "Al Castello" (Rhinstr. 1, 16831 Rheinsberg, Tel. 033931 80600) bestelle ich eine gleichnamige Pizza (4,80€) und dazu Apfelsaft (0,2L für 1,50€). Es ist jetzt 14:33 Uhr und erst in zwei Stunden fährt der Bus nach Fürstenberg ab. Die letzte Stunde verbringe ich auf der Wiese im Schlosspark am Wasser und in der verbleibenden Zeit werde ich noch ein wenig durch die Gassen des Ortes schlendern. 

Nach dem Essen - die Pizza war übrigens sehr gut - laufe ich dann wie angekündigt noch ein wenig durch Rheinsberg. Viel hat der Ort allerdings nicht zu bieten, wäre da nicht das Schloss, wäre hier wohl Tote Hose. 

Mein Bus hat vier Minuten Verspätung, dafür bin ich aber der einzige Fahrgast. Später steigt noch ein Zweiter hinzu, so können wir in dem schönen neuen Bus nicht gerade über Platzmangel klagen. Ich fahre bis zum Bahnhof von Fürstenberg und wenige Minuten später lüfte ich schon unseren Bully von der Hitze. Zwei Euro werden pro Tag parken fällig, dann mache ich mich sofort vom Acker. Zuerst wird Bully betankt, dann fahre ich zum Tietzowsee.

Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) am Tietzowsee
Campingplatz Eckernkoppel (D104/C36) am Tietzowsee

Tag 8 im Juli 2006

Kurz nach Acht stehen wir auf, waschen uns, holen Brötchen und ich fahre den Bus ans Zelt. Zuerst werden die Boote aufgeladen, danach das Zelt abgebaut und schließlich alles im Bully verstaut. Dann nehmen wir noch ein letztes Bad im See und verabschieden uns von diesem schönen Platz. 

Abgebrannte Fleether Mühle 2006
Abgebrannte Fleether Mühle 2006

An der Schleuse Diemitz (N53°12.496' E012°51.553') können wir endlich unser verdientes Frühstück einnehmen. Damit lassen wir uns bis um 11:50 Uhr Zeit, bevor es weiter geht. Die Fleether Mühle (N53°13.244' E012°51.619') ist leider im Jahr 2002 einem Brand zum Opfer gefallen, aber der kleine Biergarten neben der Mühle hat wieder geöffnet.

Fleether Mühle 1991
Fleether Mühle 1991

Aktueller Nachtrag: 2015 wurde hier eine Fischtreppe gebaut und am 12.9.2016 begann der Abriss der Fleether Mühle, da das Baudenkmal nicht mehr zu retten war. Das alte Wehr der Fleether Mühle wird ebenfalls erneuert.

Wenn man vom Rätzsee über den Oberbäk in den Vilzsee will, muss man die Boote hier über die Straße befördern. 

Abgebrannte Fleether Mühle 2006
Abgebrannte Fleether Mühle 2006

Von Mirow aus fahren wir auf der B 198 bis nach Zirtow und nehmen am östlichen Ortsausgang den Weg um den Zirtower See herum. Es ist allerdings ein Sandweg, wo man tunlichst vorsichtig durchfahren sollte. Nur keine hektischen Fahrmanöver, sonst buddelt man sich sofort bis zur Achse ein. 

Um 12:45 Uhr treffen wir auf dem FKK-Campingplatz C28 (Am Campingplatz, 17255 Wesenberg OT Drosedow, N53°15.111' E012°54.502') am Rätzsee ein. Ruck zuck habe ich einen schönen schattigen Stellplatz gegenüber der Badestelle ausgesucht und der Platzwart hat uns auch sofort mit Elektrik versorgt. Die Anmeldung erledige ich später, weil von 12 bis 15 Uhr eigentlich Mittagspause ist. Das Wasser ist hier deutlich klarer als in den anderen Seen, ein Grund dafür mag sicherlich das Fahrverbot für Motorboote auf dem Rätzsee sein. Das Wasser hat hier eine Temperatur von 24°C, die Lufttemperatur beträgt heute 25,5°C. 

FKK-Campingplatz C28 am Rätzsee
FKK-Campingplatz C28 am Rätzsee

Die Zeit schlagen wir heute mit Faulenzen tot, dann wird der Platz bezahlt. Der ist mit 16,60€ pro Nacht für Vater & Sohn, unseren Bully und das Zelt der teuerste Platz, den wir hier bisher kennen gelernt haben. Dabei hat er uns noch nicht einmal unsere beiden Boote berechnet, die wir auf dem Dach haben. Das ist übrigens auch eine perfide Art der Abzocke, dass man seine eigenen Boote bezahlt, ob man sie nun benutzt oder nicht. Demnächst muss man vielleicht auch noch für andere Sachen zahlen, die Möglichkeiten zur Abzocke sind da ja schier endlos. 

Abendstimmung am Rätzsee
Abendstimmung am Rätzsee

Zum Abendessen entscheiden wir uns für Kartoffelpüree mit Erbsen, müssen den Plan aber gleich wieder verwerfen, da wir fürs Püree Milch brauchen, die wir leider nicht mehr haben. Auf Wasserpüree hat von uns beiden aber keiner Bock. So essen wir stattdessen ein Glas Spreewälder Sauerkraut mit 5-Minuten-Terrine und Bockwürsten. Arian entdeckt bei dieser Gelegenheit die diversen Wurstkonserven und französischen Pasteten in unserer Zarges-Box und ist begeistert. Ich spüle das Abendbrot mit zwei warmen Bieren aus Plastikflaschen hinunter. Auch so eine neumodische Erfindung, pfui Deibel! In Mirow hätte ich doch nicht gänzlich auf den Einkauf verzichten sollen. Morgen werden wir uns dann mal so langsam auf den Rückweg nach Berlin machen. Die restlichen vier Wochen Ferien werden wir dann alle zusammen in Bayern verbringen. 

GPS-Einstellungen & Waypoints

Map Datum: WGS 84
Position-Format: hddd°mm.mmm'


zurück zur Startseitezurück


website & design © 2006
Familie Kästner
 
- berlin - deutschland -