Schweden 2003 Lelang

Von der Kanutour auf dem Foxen bis zu den Trollen in Norwegen und dann weiter zur ...

Arian auf dem Foxen

Kanutour auf dem Lelang

Ein Mittwoch im Juli

Arian hat so früh (8:01 Uhr) am Morgen noch keine Lust mit mir zu catchen. Er braucht nach dem Aufwachen immer erst einen langen Anlauf bis er endlich auf Touren kommt. Derweil schiebt Regina schon fleißig die Schiebetür vom Bully hin und her. Was sie sonst noch da draußen alles so treibt, weiß ich aber nicht. Ich habe mich leider im Schlafsack verklemmt. Die Sonne hat jetzt das Zelt erreicht, da werde ich wohl besser aus meinem Schlafsack steigen, bevor mir der Schweiß läuft.

Strahlend blauer Himmel krönt unser Frühstück. Spontan beschließen wir noch einen weiteren Tag hier auf dem Campingplatz Krekke am Ufer der Losna zu verbringen. Im Schatten ist es allerdings noch recht frisch. Den Platz werden wir aber mit meiner VISA-Karte bezahlen müssen, da wir an norwegischem Bargeld so ziemlich genau noch 130 NOK haben und sonst abends kalt duschen müssten.

Regina stellt nach dem Kartenstudium fest, dass wir morgen noch etwa 215 Kilometer durch Norwegen hindurch bis zur schwedischen Grenze fahren müssen. Mein Vorschlag, von Hamar aus nach Sysslebäk am Klarälven zu fahren, gefällt ihr leider gar nicht. Dort sind wir 1993 gepaddelt, haben aber unsere Tour wegen der Quälgeister vorzeitig abbrechen müssen. Ursprünglich wollten wir damals auf dem Klarälv bis nach Edebäck paddeln.

Nachdem das Zelt abgebaut ist, baden wir und legen uns anschließend auf die Decke in die Sonne. Um 13 Uhr ist es dann mit der Faulenzerei vorbei und wir starten nun doch schon in Richtung Lillehammer. Von Lillehammer aus geht es weiter nach Hamar. Hier biegen wir auf die Straße 20 nach Kongsvinger ab. Weiter geht es über die "Riksgrense" bis Arjäng und auf der Straße 172/177 nach Bengtsfors. Unterwegs kaufen wir noch die fehlenden Lebensmittel ein und um 19:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz "Dalslandscamping" (N59°02'15.6" E012°11'23.6"). Unser Standplatz (N59°02'09.7" E012°11'29.3") ist etwa 3 Kilometer außerhalb von Bengtsfors am Ärtingen gelegen. Der Platz ist sehr groß, knüppeldicke voll und das Management fest in vietnamesischer Hand. Das Positive an dem Platz sticht aber sofort ins Auge. Der Rasen ist trotz der Beanspruchung in einem hervorragenden Zustand. Dafür sind die Sanitäranlagen das Schlechteste, was wir bislang in unserem Skandinavienurlaub zu sehen und zu riechen bekommen haben. Ein Stromanschluss ist auch in der Nähe, so können wir die ganzen Lebensmittel kühl halten.

Zum Abendessen wandern ein paar Koteletts vom letzten Einkauf in die Pfanne, dazu trinken wir Carlsberg Dünnbier. Über 700 SEK haben wir in Lebensmittel investiert. Ich bin ja mal gespannt, wo wir das alles in den Booten unterbringen werden.

Lager auf der Insel Kärleksön im Lelang
Lager auf der Insel Kärleksön im Lelang

 

Ein Donnerstag im Juli

Um 8 Uhr stehen wir auf und packen sofort unsere Schlafsäcke zusammen. Arian muss daher ausnahmsweise mal darauf verzichten, sich im Schlafsack zu verstecken. Herrliches Wetter, das wollen wir nicht verbummeln und so kommen wir nach dem Frühstück um 11:15 Uhr weg. Vor dem Start noch etwas aufhübschen (Bart schneiden) und los geht's. Den VW-Bus lasse ich gegen eine Gebühr von 10 SEK pro Tag auf dem Campingplatz stehen. Angesichts des schönen Wetters und wegen der angenehmen Wassertemperatur von 23°C wollen wir nicht den ganzen Tag paddeln, sondern uns sofort den nächst besten Platz krallen. Der Campingplatz liegt zwar am Ufer des Ärtingen, aber durch eine kleine Brücke hindurch gelangen wir auf den Lelang.

Schon nach 45 Minuten lockeren Paddelns schlagen wir unsere Heringe in den Boden der kleinen Insel Kärleksön (N59°03'37.5" E012°11'45.2") im Lelang. 

Zum Mittagessen brate ich die restlichen Koteletts und für Arian Rührei. Zum Nachtisch gibt es Tomatensalat und anschließend Kaffee. Die Hängematte spanne ich zwischen zwei Bäumen auf und Arian ist zufrieden. Zwischendurch schwimme ich mit Arian ein wenig, denn er braucht immer Gesellschaft beim Baden.

Am abendlichen Lagerfeuer gibt es Stockbrote mit Würstchen. Von einem abgestorbenen Birkenstamm haben Arian und ich mit unserer Kettensäge zwei Teile abgesägt und mit dem Beil gespalten. Zu den Stockbroten trinken wir die letzten zwei Bier. Dann (22:18 Uhr) geht es auch schon ins Zelt. Das große Hypersphere haben wir im Bus gelassen und uns für das kleine Sherpa Dome Plus Zelt entschieden. Es ist zwar etwas eng im Zelt, aber wir werden es schon miteinander aushalten. Leider hat der Wind gedreht. Nachdem er anfangs den Qualm am Zelt vorbei blies, räuchert er jetzt unser Schlafzimmer ein.

Abendstimmung über dem Lelang
Abendstimmung über dem Lelang

 

Ein Freitag im August

Die letzte Nacht haben wir ganz gut überstanden. Unsere Befürchtungen waren eigentlich unbegründet, denn jeder hatte genug Platz. Nur mit der Wäsche gibt es dann Probleme, da wir drei Matten ausgelegt haben und somit am Rand nicht mehr viel Platz für unsere Kleidung bleibt.

Zum Frühstück gibt es heute Kaffee, Milch, Müsli mit Banane, Corned Beef, Marmelade und komisch schmeckende Wurst, die Regina für Rindersaftbraten hält, die auch so aussieht, aber leider nicht so schmeckt. Arian paniert seine Banane nach dem Abschälen auf dem Waldboden. Irgendwie überlegt er es sich dann aber doch wieder anders und spült sie unter Wasser ab.

Sascha hat uns eine SMS geschickt. Ich habe geantwortet und ihn gebeten, uns doch mal die Wetterprognose für die Gegend mitzuteilen. Wobei wir uns wirklich nicht beklagen können. Gleich nach dem Aufstehen bin ich mit Arian eine Runde geschwommen und bewege mich seitdem nackend auf der Insel. Die Temperaturen sind sehr angenehm, obwohl wir hier überwiegend im Schatten stehen. Allerdings haben wir im Unterschied zu gestern frischen Wind. Arian und Regina haben sich die Decke genommen und am anderen Ende der Insel in die Sonne gelegt. Gegen 12:30 Uhr zieht der Himmel dann plötzlich zu und die Sonne lässt sich nur noch sporadisch sehen.

So langsam bekommt Arian wieder Hunger und macht sich über die Chips her. Arian: "Der Papa kann nicht zusehen wie der Arian die Chips alleine auffuttert, deshalb macht er sich drauf und dran die Chips mit aufzuessen." Regina ist jetzt (14:23 Uhr) vom Strand zurückgekehrt und denkt, Arian hat schon die versprochenen Tortellinis gekocht. Aber stattdessen hat er die Chips aufgefuttert.

Na ja, Tortellinis gibt es dann doch noch und anschließend serviere ich uns Dreien Cappuccino. Arian trinkt ihn mit viel Zucker, Regina ist er viel zu dünne. Arian mahnt, es ist wieder Badezeit und danach halten wir beide in der Hängematte Siesta. 

Für unser Lagerfeuer musste wieder ein Stück von der Birke herhalten. Während Arian und ich mit der Kettensäge arbeiten, filmt Regina die Szene. Tomatensalat mit Thunfisch gibt es heute zum Stockbrot. Regina bereitet alles vor und Arian sammelt Äste für das Feuer. Ich habe derweil den Stamm mit dem Beil zerteilt. Arian kann es nicht erwarten und zündet das Lagerfeuer jetzt (18:31 Uhr) schon an. Zu meinem Stockbrot trinke ich einen Liter Buttermilch. Regina probiert von Arians Brause und sagt: "Bäähhh". Arian hat sich Fanta "Wild Bär" ausgesucht, eine Geschmacksrichtung, die es bei uns nicht gibt. Der brennbare Abfall wird verbrannt, so müssen wir nicht so viel Müll mit uns herumschleppen. Plätze, wo man seinen Abfall entsorgen kann, sind leider rar.

Sascha hat uns den Wetterbericht geschickt: Tendenz steigend, das heißt, bis Sonntag wird das Wetter hier in der Gegend noch besser.

Kurz vor dem Zubettgehen (22:07 Uhr) hat Arian die Lufttemperatur gemessen. 22°C, das ist doch ganz gut. Nachts ist es im Zelt sowieso zu warm, ich kann mich dann gar nicht zudecken und Arian schlief letzte Nacht sogar mit freiem Oberkörper. Erst gegen Morgen habe ich mich mit meinem Schlafsack zugedeckt.

Stockbrote
Stockbrote

 

Ein Samstag im August

Früh am Morgen ist mein erster Eindruck vom Wetter, dass die Prognose, die uns Sascha per SMS geschickt hat, völlig daneben liegt. Grauer Himmel empfängt mich, als ich das Zelt verlasse. So ziehe ich mich wieder in meinen Schlafsack zurück, nur um zu erleben, dass es um 8 Uhr zu regnen beginnt. So warten wir noch ein wenig ab, bis ich um 8:30 Uhr wieder das Zelt verlasse und Kaffee koche.

Nach dem Frühstück wird alles abgebaut und um 11:15 Uhr legen wir ab. Der Himmel ist zwar weiterhin bedeckt, aber es regnet nicht. Dafür haben wir leichten Rückenwind auf unserer Fahrt in Richtung Norden. Wir sind kaum eine Stunde unterwegs, da klart der Himmel schon langsam auf und die Sonne kommt hervor. Von nun an fahre ich mit freiem Oberkörper. Arian schwitzt in seinem Trainingsanzug vor sich hin. Eine passable Stelle wird als Lagerplatz ausgelassen, da Regina heute ein ganzes Stück schaffen will. Am nächsten offiziellen Lagerplatz stehen schon Paddler und der Platz daneben ist zu abschüssig. Etwa einen Kilometer weiter finden wir einen sehr schönen Platz. Hier wird nicht lange überlegt, sondern aufgebaut. Als kurz darauf das Zelt steht, fahren plötzlich zwei Autos vor und ein Schwede erklärt uns, das dass Land ihm gehört und er gleich noch mehr Gäste erwartet. Egal, ob es stimmt oder nicht, wir bauen wieder ab und fahren weiter.

Der Wind hat inzwischen zugelegt und seine Richtung auf Nordost geändert. Auf der anderen Seeseite liegen weitere Inseln, also queren wir den See. Das war leider ein Fehler, denn die Verbindung zum Västra Silen, an der Gustavsfors liegt, ist doch noch weiter entfernt, wie von mir vermutet. Inzwischen hat sich eine ordentliche Welle auf dem Lelang aufgebaut. Der Wind lässt leider nicht nach und so artet das Paddeln in harte Arbeit aus. Hinweisschilder untersagen das Betreten der Inseln, also heißt es weiter paddeln. Regina kann nicht mehr und wird einfach an den Clipper angehängt. Meinen linken Arm kann ich jetzt wieder voll belasten, sonst hätten wir auch "schlechte Karten". Dadurch, dass Arian vorn im Clipper sitzt, dreht er auch nicht sofort aus dem Wind.

Vor Gustafsfors finden wir leider keine geeignete Stelle mehr und so erreichen wir den Hafen (N59°11'35.8" E012°06'27.3") neben der Schleuse von Gustafsfors um 17:45 Uhr. Hier liegt auch die Kanustation "Alcatraz" unmittelbar neben der Schleuse.

Das Zelt ist sofort aufgebaut und Regina läuft anschließend zum Landhandel, der Samstags noch bis 20 Uhr geöffnet hat. Zum Abendessen kochen wir Spaghettis mit Tomatensoße und Parmesankäse. Dazu gibt es Heinecken Dünnbier aus der Dose. Oben an der Hauptstraße hat Regina eine Bushaltestelle entdeckt. Von hier aus fährt Sonntag früh um 10:10 Uhr ein Bus bis nach Bengtsfors. So werde ich also morgen früh den VW Bus holen und danach werden wir sehen, was wir die restlichen Tage noch machen.

Der Hafenmeister bekommt als Nutzungsgebühr 40 SEK von uns. Zur Verfügung stehen Toiletten und warme Duschen, die aber mit Fünf-Kronenstücken in Betrieb gesetzt werden müssen.

Heute geht es sehr zeitig ins Zelt, denn irgendwie sind wir von der Tagesetappe geschafft. Um 21:30 Uhr ist Zapfenstreich. Im Zelt das gleiche Spiel wie immer. Arian daddelt und ich schreibe am Tagesbericht.

Hafen von Gustafsfors
Dagger, Clipper & Sherpas am Hafen von Gustafsfors

 

Ein Sonntag im August

Der Hafen liegt noch in der Morgensonne und alles schläft. Nur Rolf nicht, der turnt schon um 6 Uhr draußen rum. Arian ist auch schon wach, reagiert aber noch nicht auf mein kostenloses Angebot, ihn zu konfigurieren (Karlsson vom Dach lässt grüßen). Er braucht immer sehr lange, bis er auf Touren kommt. Apropos Touren. Wie die Tour de France dieses Jahr ausgegangen ist, ist mir leider verborgen geblieben. Sascha interessiert sich nicht für Radrennen, den kann ich also nicht fragen. Heute beginnt auch wieder die Fußball-Bundesliga, mal gespannt, wie Hertha BSC in dieser Saison abschneidet.

Jetzt wird Arian sogar ruppig und klaut mir sein Kopfkissen. Er hat immer noch keine Lust mit mir im Zelt zu balgen und legt sich jetzt demonstrativ mit dem Kopf ans Fußende. Egal, wir müssen sowieso aufstehen, da die Sonne das Zelt erreicht hat. Ich gehe jetzt unter die Dusche.

Frühstück am Hafen von Gustafsfors
Frühstück am Hafen von Gustafsfors

Beim Frühstück fällt dann endgültig die Entscheidung, diese ominöse Wurst (lt. Aufschrift handelt es sich um Rökt Nötkött, Garanterad Svensk köttravara), die Regina für Rindersaftbraten hielt, umweltverträglich zu entsorgen. Das runde Polarbröd (im Volksmund auch Kuhfladen genannt) muss heute als Brötchenersatz herhalten, da der Landhandel erst um 12 Uhr öffnet.

Hafen von Gustafsfors
Der Hafen von Gustafsfors

Ich gehe zur Schleuse und fotografiere. Dann laufe ich mit Arian die 200 Meter bis zur Bushaltestelle. Der Bus ist sehr pünktlich. Um 12:30 Uhr bin ich in Bengtsfors. Ich hätte noch eine Haltestelle weiterfahren können, denn der Bus hat an seiner zentralen Busstation nahe der Shell-Tankstelle einen längeren Stopp. Wegen meines Aussehens versuche ich es erst gar nicht als Anhalter, sondern gehe die drei Kilometer bis zum Platz zu Fuß.

Bully wartet so auf mich, wie ich ihn zurück gelassen habe. 135 SEK bezahle ich für den Platz und fahre anschließend zur Shell-Tankstelle in Bengtsfors. Einmal voll tanken bitte, denn der VW Bus stand mit fast leerem Tank auf dem Campingplatz. Um 15:30 Uhr bin ich zurück in Gustavsfors.

Nachdem der VW Bus beladen ist, fahren wir die 21 Kilometer bis zum Campingplatz Elovsbyn in Lennartsfors. Hier stellen wir uns auf den gleichen Platz, den ich vor etwa drei Wochen schon mit Arian belegte, bevor wir nach Oslo aufbrachen, um Regina in Empfang zu nehmen. Nach dem zweiten Frühstück gehe ich mit Arian Himbeeren pflücken.

Ein kleines norwegisches Kind (auf dem Platz stehen sehr viele Norweger mit Wohnwagen) läuft an unserem Bus vorbei. Es hat auffallende Ähnlichkeit mit einem Troll. Nur die Nase ist zu klein, wächst aber bestimmt noch. In Norwegen kann man als Andenken Trolle in allen Variationen und Größen kaufen. Einen kleinen Troll mit Schwert haben wir für Sascha in Geiranger gekauft.

Nun wird es aber höchste Zeit für unser Bad im See. Einmal schwimmen, danach genießen wir noch die wärmenden Strahlen der Abendsonne.

 

Ein Montag im August

Heute und Morgen ist Arian endlich mal mit der Vorbereitung des Frühstücks dran. Um 8:30 Uhr fängt er an und tut sich doch recht schwer damit. Ihm fehlt es irgendwie an Erfahrung. Mangelnde Übung! Zu Hause bekommen wir am Wochenende auch kein Frühstück serviert. Das hat bei Arian schon eine lange Tradition.

Nach dem Frühstück fahren wir in das 21 Kilometer entfernte Arjäng. Dort kaufen wir im Supermarkt ein, nachdem Regina von der Minibank 1.500 SEK (166,61 Euro) abgeholt hat. Ein paar Mitbringsel für Zuhause und natürlich auch für Sascha werden gleich mitgenommen. Eine Packung "Staubsauger", das sind die kleinen grünen gefüllten Punschrollen aus Marzipan, 3 Liter Blaubeersuppe, 1 Packung Himbeersuppe und acht Packungen "Domino" Kakaokekse mit Cremefüllung wandern noch in den Einkaufswagen, ähnlich den amerikanischen "Oreo" Keksen, die die Jungs so gerne in Milch aufgeweicht essen.

Nach dem Einkauf bummeln wir durch die Stadt, entdecken aber leider nichts Sehenswertes außer einem Systembolaget (www.systembolaget.se), wo die Schweden unter staatlicher Aufsicht ihr Hochprozentiges herbekommen. Was die Schweden können, können wir schon lange! Sechs Tuborg Gold (die 0,5 l Dose kostet 14,80 SEK = 1,62 €) und zwei Guinness Biere (je 0,5 l Dose 17,60 SEK = 1,93 €) kaufen wir ein. Hier gibt es die normalen Spirituosen, Weine und Biere. Der Tequila "Sauza Blanco" kostet 268 SEK = 29,37 €) für die 0,7 Liter Flasche. In Berlin habe ich für die Literflasche 22 Euro bezahlt. Weiß- und Rotwein sieht man in den normalen Läden überhaupt nicht, Spirituosen sowieso nicht und das Bier ist auf 2,8 oder 3,5% alkoholreduziert.

Wieder auf dem Campingplatz zurück, kochen wir Kaffee. Arian macht sich sofort über die Domino-Kekse her. Bei dieser Gelegenheit besprechen wir auch den weiteren Ablauf des Urlaubs. Die Entscheidung fällt in gemeinsamer Absprache: Da die Mannschaft meutert und nicht mehr paddeln will, werden wir also morgen Lennartsfors verlassen und in Richtung Trelleborg fahren. Einmal machen wir wahrscheinlich noch Station und versuchen dann am Mittwoch Nachmittag eine Fähre nach Rostock zu bekommen.

Heute ist wieder einer jener typisch schwedischen Sommertage. Blauer Himmel, garniert mit kleinen Wolken. Leider weht ein kräftiger, kühler Wind, so dass es im Schatten bei 20°C recht kalt ist. Regina hat sich deshalb ihren Badeanzug angezogen und ist mit ihrem Stuhl in die Sonne umgezogen. Wir stehen nämlich zur Zeit mit unserem Zelt im Schatten. Arians Lieblingsplatz ist nach wie vor die Rückbank im Bully. Dort legt er sich lang und daddelt.

Blick vom Campingplatz nach Lennartsfors
Blick vom Campingplatz in Richtung Lennartsfors

Aus lauter Verzweiflung hat sich Regina meine c't geschnappt und liest die Spielbewertungen durch. Ich bin ja mal gespannt, wie lange sie das durchhält. Danach schmökert sie in meinen Tagesberichten auf dem HP. Ich mache mit Arian einen kleinen Spaziergang zu unserer alten Einsetzstelle, wo wir 1993 die Boote zu Wasser ließen. Am Wasser stehen einige Autos, die offensichtlich Kanuten hinterlassen haben. Anschließend laufen wir den schmalen Steg am Wasser entlang zur Schleuse und sehen zu, wie ein paar Kanadier geschleust werden.

Unser heutiges Abendessen ist sicher das kulinarische Highlight dieses Urlaubs. Vier Entrecote mit Kräuterbutter, dazu Erbsen und Möhren, echtes Bier (Tuborg Gold aus dem Systembolaget), sowie Tomatensalat als Nachtisch. Magen, was willst du mehr!? Oh ja, da sieht die Welt mit einem Mal ganz anders aus. Nicht dass wir den ganzen Urlaub am Hungertuch nagen mussten, aber so viel gutes Fleisch hatten wir schon lange nicht mehr in der Pfanne. So sitzen wir also mit vollen Bäuchen in der Abendsonne vor dem Zelt und lassen den letzten Tag in Lennartsfors ausklingen.

 

Ein Dienstag im August

Der Himmel erstrahlt heute früh in einem makellosen Blau und wir reisen ab. Das verträgt sich eigentlich nicht, aber andererseits soll man ja auch aufhören, wenn es am Schönsten ist. Nur der kalte Wind ist wieder da. Die Wettervorhersage für diese Region sagt Temperaturen von 21-25°C bis zum kommenden Wochenende voraus.

Irgendwie hat das mit Arians Frühstücksvorbereitung heute nicht so hingehauen. Er entschuldigte sich damit, dass so früh morgens seine Augen immer noch so schwer seien. Und er muss sie ja erst einmal aufkriegen, wenn er aufstehen will. Regina hat schon vor dem Frühstück geduscht und ich bin auch schon fertig. Nur Arian hängt wie ein Schluck Wasser in seinem Stuhl.

Foxen kurz vor der Schleuse Lennartsfors
Der Foxen kurz vor der Schleuse Lennartsfors

Unseren Platz hat meine Frau schon gestern Abend bezahlt und so können wir nach dem Beladen unseres VW Busses sofort abfahren. Über Bengtsfors geht es in Richtung Autobahn. Sogar eine kurze Badepause ist unterwegs noch drin.

Um 12:30 Uhr melden sich unsere Mägen. Diesmal geht es aber nicht in den nächst besten McDonnald's-Würgershop, sondern in eine Pizzeria in Uddevalla. Da es sehr warm ist, wählen wir ein schattiges Plätzchen im Garten des Restaurants. 55 SEK kostet meine große Pizza Tonno mit Krabben. Getränke haben wir ja im Kühlschrank im Bully, also ist es doch ein recht preiswerter Restaurantbesuch. Sehr preiswert ist übrigens auch der Restaurantbesuch eines anderen ungebetenen Gastes. 

Hier können wir eine Krähe beobachten, wie sie von ihrer Laterne aus aufmerksam das Geschehen im Garten des Restaurant beobachtet. Objekt ihrer Begierde ist offensichtlich eine Pizza, die auf dem Tisch in der Nähe ihrer Laterne steht. Als der Gast nur kurz seine Pizza abstellt, seinen Tisch verlässt und nochmal ins Restaurant geht, ist ihr Augenblick gekommen. Auf dem Tisch gelandet, beäugt sie fachmännisch die Auswahl. Schließlich zieht sie vorsichtig eine Ecke der Pizza vom Teller und fliegt mit ihrer Beute zur Laterne zurück. Dass sie dabei reichlich Spuren auf der Tischdecke hinterlässt, kümmert sie offensichtlich wenig. Als der Gast mit einem Getränk wieder an seinen Tisch zurück kehrt, ist er offensichtlich irritiert ob der Szenerie auf seinem Teller und dem Tischtuch. Dass gleichzeitig ein paar Tische weiter drei Personen ihrer Heiterkeit freien Lauf lassen, hält er wohl nur für eine besonders perfide Form von Mundraub. 

Göteborg liegt schon hinter uns und wir kommen gut voran. Es ist warm im Auto und ich kriege wie üblich meinen toten Punkt. Als verantwortungsbewusster Familienvater nehme ich eine Pause in Anspruch. Also an der Abfahrt Tvaaker runter von der Autobahn und ab in Richtung Strand. In der Nähe von Björkäng biegen wir von der alten E6 auf einen Feldweg in Richtung Strand (Richtung Getreidesilos) ab. Am Ende des Feldweges ist links neben einem Bauernhaus aus Feldsteinen mit weiß getünchten Fugen ein Gatter zu öffnen und über die Wiese fahren wir an den Strand. Kein herrlicher Badestrand, aber sicher ein tolles Plätzchen (N57°01'29.4" E012°19'14.9"), um hier eine Nacht zu verbringen.

Ich lege mich neben dem Bus auf eine Decke und schlafe ein wenig. Arian deckt mich mit Handtüchern gegen den kalten Wind ab und bleibt im Bus sitzen. Er passt auf mich auf, während ich schlafe. Meine Frau bummelt derweil am Strand entlang und beobachtet die Kite-Surfer im Wasser.

Weiter geht es auf der alten E6 bis Halmstad, wo wir wieder auf die Autobahn wechseln. Hinter Malmö leert sich die Autobahn schlagartig. Arian hat heute während der Fahrt ein paar Eindrücke von dieser Reise in den HP getippt.

Kurz vor 20 Uhr treffen wir am Fähranleger in Trelleborg ein. Auf der 23-Uhr-Fähre sind noch Plätze frei und wir buchen für 2.010 SEK oder umgerechnet 219 Euro die Überfahrt in einer 4-Bett Außenkabine. Danach betanken wir den Bus von den letzten Schwedenkronen und stellen uns neben dem Hafen auf einen Parkplatz. Ich esse noch ein wenig, während Arian sich neben dem Bus mit der Decke auf die Wiese legt und an Sascha eine SMS schreibt. Gegen 21 Uhr checken wir ein und stellen uns in Spur 58 an. 

 

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