Deutsche Spuren in Polen

Tote Hose

Ein Sonntag im Oktober

Es ist mittlerweile schon acht Uhr und herrliches Wetter. Hoffentlich hält es sich auch. An der nächsten Tankstelle an der Späthstraße gebe ich noch etwas fehlende Luft auf die Reifen, dann verlassen wir über Weissensee die Stadt und fahren auf der Autobahn in Richtung Stettin. Um 9:30 Uhr passieren wir die Grenze. 

Angelika und Achim sind schon Gestern gestartet und stehen auf dem Campingplatz "Marina" am Yachthafen in Dabie/Stettin. Trotz Suche finden wir den Platz nicht, obwohl wir die Hinweisschilder sehen. Regina ist mürrisch, da ihr Achim versprach, eine SMS mit der Wegbeschreibung zuschicken und befiehlt: "Wir fahren zur Ostsee!" So frühstücken wir erst mal in Ruhe im Wald (GPS N53°27.451' E014°47.552') an der Straße 3, dann geht es weiter. 

Kaum sind wir wieder auf der 3 in Richtung Küste unterwegs, entdecken wir vor uns auf der Straße ein Wohnmobil mit Berliner Kennzeichen. Es sind tatsächlich Achim und Angelika. Auf dem nächsten Parkplatz begrüßen wir uns, dann geht es weiter nach Kamien Pomorski, wo wir uns polnisches Geld (1.500 PLN) vom Bankomaten besorgen. Im nahen Netto-Markt kaufen wir ein paar Lebensmittel und eine Ladung Heinecken-Bier ein, dann fahren wir zum Campingplatz "Bialy Dom" (GPS N54°02.144' E014°48.153') in Dziwnowek. 

Hier ist aber "Tote Hose", obwohl auf dem Platz noch ein Wohnmobil steht. Die Rezeption ist angeblich erst wieder nach 15 Uhr besetzt. Wir fahren noch mal kurz los um uns einen anderen Platz am Meer anzusehen, kehren aber gleich wieder zurück, da es der Platz an der Ostsee ist, den wir gesucht haben. 

Die Autos stellen wir auf dem Platz ab und machen einen Spaziergang am Strand entlang. Anschließend kehren wir ein, essen eine Kleinigkeit und ich spiele mit Arian zwei Runden "Fast Track". Danach ist Regina an der Reihe. Arian wittert seine Chance und nutzt sie voll aus. Am Ende steht es 9:1 für Arian. 

Spaziergang am Ostseestrand
Spaziergang am Ostseestrand

So langsam machen wir uns wieder auf den Rückweg und erledigen die Anmeldung. Die Hütten auf dem Platz haben wir zwar nur von außen besichtigt, aber sie sehen alle nicht besonders vertrauenerweckend aus. Für eine Hütte würden wir pro Person 50 PLN, das sind umgerechnet 11,63 Euro bezahlen, wobei wir nur Betten, aber kein WC oder eine Küche hätten. Absolut indiskutabel, da sind wir - zumal bei dem Wetter - im Bully besser aufgehoben. So entscheidet Regina spontan, dass wir im VW-Bus schlafen und unterschlägt dafür Arian bei der Anmeldung. Für die Nacht bezahlen wir somit 52 PLN, also 12,09 Euro (bei einem Kurs von 1 Euro = 4,3 PLN). 

Jetzt essen wir noch etwas, dann bauen wir den VW-Bus um. Für die Übernachtung im Bully haben wir zum Glück ja alles eingepackt, Schlafsäcke, Iso-Matten, die Küchenbox und eine große Zarges-Box mit Lebensmitteln sind mit auf die Reise gekommen. Stühle und Tisch haben wir zu Hause gelassen, aber im Bully haben wir ja einen Tisch zur Verfügung und natürlich auch Sitzgelegenheiten. 

Nach dem Umbau setzen wir uns alle ins WoMo. Mit Angelika und Achim wird jetzt gekniffelt, nebenbei laufen die beiden Sonntagsspiele der 1. Bundesliga auf DSF. Nach zwei Runden steigen wir aus, jetzt spielen Arian und Achim alleine weiter. Am Ende hat Arian von Achim 20 PLN gewonnen und ist glücklich. 

Um 22 Uhr ist Schluss mit der Kniffel-Zockerei und wir machen uns bettfertig. Die Entscheidung, heute im Bully zu schlafen, hat ja Regina gefällt, ich hoffe, dass sie die Nacht auch gut übersteht. Der Himmel ist sternenklar, die Temperatur im Keller. Wem in der Nacht kalt ist, der kann sich ja noch eine warme Decke über den Schlafsack legen. 

 

Kolberg

Montag

Bis um 8:30 Uhr schlafe ich, Regina ist schon aufgestanden und hat frische Brötchen vom Bäcker geholt. Arian liest in seinem Buch "Geistergeschichten". Vorsichtshalber habe ich gestern Abend den Schlüssel des einen Duschraumes mitgenommen, damit wir heute früh nicht vor verschlossener Tür stehen. So können wir ungehindert duschen. Anschließend kochen wir uns in der Küche Kaffee und ich richte den kleinen Pavillon für unser Frühstück her. Die Morgensonne wärmt angenehm, während ich im Pavillon den ersten Kaffee genieße. Arian geelt sich noch schnell die Haare und Regina ist mit dem Fön im Duschraum verschwunden.  

Nach dem Frühstück bauen wir den VW-Bus zurück und Arian erledigt den Abwasch. Mit unseren Freunden besprechen wir kurz unser nächstes Ziel Kolberg, dann brechen wir auf. 

Bis Kolberg sind es auf der Straße 102 etwa 60 Kilometer. Um 13 Uhr erreichen wir den gesuchten Campingplatz "Baltic" (GPS N54°10.885' E015°35.739') in Kolberg. Er ist leider seit dem 1. Oktober geschlossen (die Saison beginnt am 1. Mai und endet am 1. Oktober), also müssen wir weiter suchen. Ein Stück weiter stellen wir die Autos auf einem Parkplatz am Meer ab und Regina macht sich mit Achim und Angelika zu Fuß auf die Suche nach einer Unterkunft. Ich bewache inzwischen mit Arian die Fahrzeuge. 

Da kommt Achim auch schon zurück und lotst uns aufs nahe Bungalow-Gelände "Mola Beach" (GPS N54°11.300' E015°36.080'). Hier hat Regina inzwischen den Bungalow Nr. 4 für uns Drei angemietet. Nagelneu und Top in Outfit und Ausstattung. Was Wunder, wurden die Häuser doch erst im März 2004 fertig gestellt. Das gefällt uns, hier lässt es sich aushalten. Für 10 Euro pro Person und Nacht ist wirklich alles da. Damit uns der Bully nicht abhanden kommt, zahlen wir 10 PLN / Nacht für seine Bewachung, dazu kommt noch die obligatorische Kurtaxe. Für 4 bis 6 Personen kann man auch eine Finnhütte anmieten, die kostet dann 50 Euro pro Nacht. Sie sind ebenfalls nagelneu und sehen sehr gut aus. Der Besitzer ist übrigens ein Deutscher aus Schwedt an der Oder, der sich das hier seit drei Jahren alles aufbaut. 

Bungalow-Gelände "Mola Beach"
Bungalow-Gelände "Mola Beach"

Auto ausgeräumt, eingerichtet und ab geht's mit dem Taxi für 12 PLN zum Kolberger Hafen. Nach kurzem Bummel an der obligatorischen Budenmeile entlang, melden sich auch schon unsere Mägen zu Wort. Das Restaurant "Pergola" an der Strandpromenade entspricht unseren Ansprüchen. Wir sitzen in der obersten Etage mit herrlichem Blick über die Ostsee. Das Wetter hat sich gehalten, ein schöner Spätsommertag verwöhnt uns mit Sonnenschein und milden Temperaturen. Die Speisekarte liest sich wie das "Who's who" der polnischen Küche. Ich bestelle Ente auf polnische Art mit geröstetem Kohl, Posener Kartoffelklösschen und gerösteten Äpfeln für 48 PLN. Während wir auf unser Essen warten, zeigt auf der Promenade ein Junge seine Kopfstand-Kunststücke. Ich werfe ihm einen Euro herunter, der prompt am Strand landet, weil er ihn nicht fangen kann. Den Zweiten bringe ich ihm dann vorsichtshalber selbst herunter und zeige ihm, wo der Erste im Sand gelandet ist. 

Jetzt kommt unser Essen. Es hält, was uns Ambiente und Speisekarte suggerierten. Sehr gut! Nur Arian hat sich ganz offensichtlich mit seiner Kinderpizza verspekuliert (Tiefkühlpizza! lautet sofort sein vernichtendes Urteil) und ernährt sich lieber von meinem Teller. 

Kolberg
In Kolberg

Jetzt machen wir uns aber auf die Socken, es wollen ja noch ein paar Dinge erledigt werden. Ich habe vergessen Handtücher einzupacken und so muss ich mich erst mal nach adäquatem Ersatz umsehen. Angelika schickt Achim zum Frisör. In einer halben Stunde wollen wir uns vor dem Laden wieder treffen. Zwei blaue Handtücher bekomme ich im Kaufhaus. Achim und Angelika kaufen eine neue Thermoskanne, da sie die Alte zerdeppert haben. Danach geht es in die Marienbasilika von Kolberg, wo gerade eine Andacht stattfindet. Wir sind ja doch schon ein paar Stunden auf den Beinen und das macht durstig. In der Fußgängerzone steht unmittelbar am Rathaus ein schickes rundes Bierzelt, hier lassen wir uns nieder. Arians Jacke ist schon etwas angefeuchtet, denn vor dem Rathaus (ein sehr schöner Bau von Schinkel, siehe Bild unten) steht eine große schwarze Granitkugel, die sich auf einem Wasserpolster dreht. 

Kolberger Rathaus erbaut von Schinkel
Kolberger Rathaus erbaut von Schinkel

Ganz in der Nähe ist ein Taxistand und den Luxus leisten wir uns nach dem Bier schon. Allerdings müssen wir zuerst noch Angelika finden, die sich in eine Nebenstraße verdrückt hat. Bei dieser Gelegenheit wollen wir uns noch Turnschuhe kaufen, aber in meiner Größe ist das Objekt meiner Begierde leider nicht da und Arian kann sich mal wieder nicht entscheiden. 10 PLN kostet diesmal die Rückfahrt für uns Fünf. Der Fußmarsch hätte uns etwa eine halbe Stunde gekostet, aber darauf hatte jetzt, zumal es schon dunkel wird, keiner mehr Lust. 

Regina bezahlt nach unserer Rückkehr für zwei Tage den Bungalow mit 280 PLN (65,12 Euro), während Arian und ich die Betten beziehen. Nach den 19-Uhr-Nachrichten essen wir noch eine Kleinigkeit zu Abend und gehen dann auf ein Bier ins WoMo. Sie haben es etwa 60 Meter entfernt abgestellt und zahlen 10 PLN für die Nacht inklusive Strom. 

Arian spielt wieder mit Achim Kniffel, hat aber im Gegensatz zu Gestern kein Glück beim Spiel. So verspielt er einen Teil seines gestrigen Gewinnes und hat danach schlechte Laune. 

Jetzt, so gegen 21 Uhr fängt es an leicht zu regnen. Nur ein paar Tropfen, dann hört es auch schon wieder auf. Ansonsten war das Wetter den ganzen Tag über sehr angenehm. Es war leicht bewölkt und die Sonne schien durch einen Dunstschleier. 

Wieder zurück im Bungalow erledige ich die Abendprozedur, kurz darauf kommen auch schon Arian und Regina. Im Bett schreibe ich noch ein wenig am Tagesbericht, dann mache ich als Letzter das Licht aus. 

 

Seefahrt & Bauernmarkt

Dienstag

Seit 6 Uhr bin ich schon wach, lasse aber meine Familie schlafen. Das haben sie sich auch verdient. Fürs Frühstück haben wir uns gestern ein Weißbrot mitgebracht, für den Kaffee hole ich noch die Kaffeekanne und die Filtertüten aus dem Auto. Ich brühe von Hand auf und nicht mit der Kaffeemaschine. Zuerst duscht Regina, dann ich. Arian hat keine Lust und schwänzt heute die Dusche. Draußen scheint wieder die Sonne, aber der Wetterbericht von gestern Abend im ZDF sagte für den Nachmittag dicke Bewölkung voraus. 

Um 11 Uhr starten wir zur Wanderung zum Hafen von Kolberg am Strand entlang. Am Kolberger Hafen gibt es Kaffee und Eis, dann entern wir die "Santa Maria" für eine 45minütige Kreuzfahrt. Es herrscht leichter Ostwind und wir genießen das herrliche Wetter auf See (siehe Bild unten Regina und Angelika). 

Mit der "Santa Maria" auf der Ostsee
Mit der "Santa Maria" auf der Ostsee

Nach der Seefahrt laufen wir zum Bauernmarkt und anschließend zum Polenmarkt. Arian ist gefrustet, da es ein reiner Krempelmarkt ist. Kein Fußballtrikot weit und breit in Sicht. Auf dem Bauernmarkt haben wir uns wenigstens mit etwas Gemüse eingedeckt. Für das Kilo Tomaten zahlen wir 2 PLN. Rote Paprika und Zwiebeln nehmen wir auch noch mit. Vor der Heimreise werden wir uns hier in Polen kräftig mit Lebensmitteln eindecken. 

Jetzt haben wir uns aber die Gerstenkaltschale hart erkämpft. Ich bin mittlerweile schon nass geschwitzt vom vielen Laufen, das Wetter bricht aber auch alle Rekorde. Schnurstracks geht es in Richtung Rathaus, wo uns schon der Bierpavillon erwartet. Zu Mittag hatten wir auch noch nichts zu beißen, also ordern wir fünf Pizzas. 

Vor der Heimfahrt müssen wir allerdings zuerst noch Angelika finden, die sich in eine Nebenstraße verdrückt hat. Im Sportladen wollen Arian und ich bei dieser Gelegenheit noch Sportschuhe kaufen, aber der Nikeschuh ist leider nicht mehr in meiner Größe da und Arian kann sich nicht entscheiden, welches der beiden Paare besser passt. So habe ich mal wieder Geld gespart. Meine zwölf Jahre alten Wanderschuhe von Meindl sind auch kaputt gelaufen, aber für die habe ich bisher noch keinen passenden Ersatz gefunden. Weißbrot und Marmelade fürs Frühstück werden auch eingekauft, dann geht es mit dem Taxi zurück zur Bungalowsiedlung. Um 17:40 Uhr kann ich meinen Füßen endlich die ersehnte Ruhe gönnen. 

Bis um 19 Uhr halte ich Siesta, dann sehen wir uns die Nachrichten im ZDF an. Tomatensalat mit Mozarella bildet anschließend ein kleines Abendbrot, Arian ist aber schon ins WoMo gewechselt und spielt mit Achim Kniffel. Wir kochen Tee, denn heute Abend ist Tee-Time im Havanna Club. Eigentlich unpassend, denn das Wetter hat uns heute alle positiv überrascht. Es war sehr warm und wir alle "overdressed" beim Spaziergang durch Kolberg. Auch jetzt am Abend ist es noch sehr angenehm draußen. Mit Angelika erledigen wir die Planung für Danzig, derweil Arian und Achim immer noch am kniffeln sind. Nachdem Arian gestern seinen tags zuvor gemachten Gewinn von 20 PLN wieder an Achim verloren hatte, macht er heute Abend wieder 15 PLN Gewinn. 

 

Danziger Goldwasser

Mittwoch

Für 10 Uhr sind wir zur Weiterfahrt verabredet und um 10 Uhr kommen wir auch pünktlich los. Unser Bungalow wird uns nach der Rückkehr so erwarten, wie wir ihn verlassen haben. Auf der Rückfahrt von Danzig werden wir wieder in Kolberg Station machen und dann von hier direkt nach Berlin zurück fahren. 

Auf der 11 fahren wir nach Koszalin (Köslin), wechseln auf die Straße 6 und fahren über Slawno (Schlawe i. Pommern), Slupsk (Stolp), Lebork (Lauenburg), Wejherowo (Neustadt i. Westpreussen) und Reda bis nach Gdynia (Gedingen). Unterwegs legen wir einen kurzen Zwischenstop (GPS N54°28.969' E017°33.645') an einem Restaurant ein, wo wir mit einem Mann ins Gespräch kommen, der gerade seine alte Heimat bei Lauenburg (Leborg) besucht hat. 

In Gdynia landen wir um 14:30 Uhr unverhofft am Hafen und legen auf dem umgebauten Fischkutter "GDY 50" (GPS N54°31.143' E018°33.415') eine Mittagspause ein. Hier gibt es frischen Fisch aus der Pfanne. Der Fischkutter wurde mit viel Liebe und Phantasie umgebaut. Unter Deck ist eine Bar, wo an jedem Tisch hinter Bullaugen ein beleuchtetes Aquarium ist. Spitze, das gefällt mir. So etwas sieht man nicht jeden Tag. In unmittelbarer Nachbarschaft liegen zwei alte Großsegler. 

Großsegler in Gdynia (Gedingen)
Großsegler in Gdynia (Gedingen)

Heute herrschen doch tatsächlich 22°C, wo man uns noch gestern Abend erzählen wollte, dass ein Regengebiet über uns hinweg ziehen wird. Allerdings hat es in der letzten Nacht geregnet und dazu gab es gratis Wetterleuten ohne Donner. Regina dachte anfangs, dass da jemand mit seiner Taschenlampe draußen herumläuft. 

Um 14:30 Uhr sind wir satt und fahren weiter in Richtung Danzig. Der Campingplatz in Sopot (Zoppot) hat auch schon geschlossen, aber unmittelbar daneben liegt das Hotel "Miramar" (GPS N54°27.636' E018°33.385'). Hier mieten wir uns vorerst für die beiden nächsten Nächte ein und unsere Freunde stellen ihr WoMo auf dem bewachten Parkplatz vor dem Hotel ab. Hier bekommen sie sogar Strom und unseren Bully parken wir direkt daneben. 

Man hat uns das Zimmer Nr. 302 gegeben, ein großes 3-Bett-Zimmer mit Dusche und WC. 230 PLN bezahlen wir hier zu dritt und pro Nacht inklusive Frühstück. Wir bringen unsere Sachen aufs Zimmer, Regina hat inzwischen schon alle Formalitäten erledigt. Danach gehen wir sofort zum Bahnhof, denn wir wollen die Zugverbindungen nach Danzig erkunden. 

Das Hotel liegt nur 5 Gehminuten vom Bahnhof "Sopot Kamienny Potok" entfernt, von dem man nach Gdansk Glowny (Hauptbahnhof) für 3,50 PLN pro Erwachsenem, in Abständen, wie bei uns bestenfalls die U-Bahn fährt (etwa alle 7 bis 8 min), fahren kann. Lediglich wer gegen Mitternacht unterwegs ist, muss schlimmstenfalls schon mal 35 Minuten auf den nächsten Zug warten. 

Wir besorgen uns im Tabakwarenladen am Bahnhof gleich Fahrkarten, damit wir morgen früh gegen 9:30 Uhr ohne Verzögerung nach Danzig gelangen. Auf dem Rückweg kehren wir in der "Amiga Bar" ein, wo wir ein paar Biersorten verkosten. Nach dem Ginger-Bier brechen wir auf und laufen zum Hotel zurück. Arian spielt mit Achim im WoMo noch Kniffel, derweil Regina und ich schon auf unser Zimmer gehen. Gegen 20 Uhr kommt Achim noch zum Duschen vorbei und anschließend trinken wir noch ein Bier auf dem Hotelzimmer. Arian hatte beim Kniffel offensichtlich kein Glück, denn er hat an Achim 10 PLN verloren. Die Beiden spielen immer um 5 PLN pro Runde. 

Arian und Regina liegen auf dem Bett und lesen in den "Gänsehaut" Geschichten, derweil ich am heutigen Tagesbericht tippe. Das Fernsehprogramm gibt leider auch nicht viel her, da wir keine deutschsprachigen Sender empfangen, beziehungsweise keine einprogrammiert sind. 

 

Aqua Park

Donnerstag

Herrlich geschlafen, Arian will mal wieder nicht aus dem Bett. Egal, er muss, es ist schon 8 Uhr und wir wollen frühstücken. Um 9:30 Uhr steht ja unsere Sightseeing-Tour nach Danzig auf dem Programm. Frühstücken kann man zwischen 6:30 und 11 Uhr im Hotel. Die weite Zeitspanne rührt wohl daher, dass es ein Sporthotel ist. Die Extrem-Sportler kommen früh aus den Federn, die Extrem-Trinker spät. 

Frühstück will man uns aber um 8:15 Uhr nicht servieren und erst meine Drohung an der Rezeption, in Danzig zu frühstücken und den Betrag später von der Rechnung abzuziehen, verschafft uns ein Frühstück. So kommen wir noch pünktlich weg. Nach 20 Minuten Fahrzeit sind wir am Hauptbahnhof von Danzig. Das Wetter ist ideal zum Laufen, allerdings ist es heute Morgen etwas kühler wie Gestern. Aber die Sonne scheint und das ist die Hauptsache. 

Hauptbahnhof von Danzig
Hauptbahnhof von Danzig

Im Hotel "Holiday Inn" gegenüber vom Hauptbahnhof hole ich mir einen kleinen Stadtplan von Danzig. Einen Danziger Stadtführer für 8 PLN kaufen wir auch noch, dann machen wir uns auf den Weg. Zuerst besichtigen wir die Marienkirche, auf dessen Turm 400 Stufen hinaufführen. Das lassen wir uns nicht nehmen und so genießen wir die Aussicht vom 76 Meter hohen Turm, derweil sich Angelika und Achim mit der Besichtigung des Kirchenschiffes zufrieden geben. 

Danzig
Danzig

Weiter geht es zur langen Brücke an der Mottlau, wo das berühmte Krantor steht (siehe nächstes Bild). Unterwegs schaue ich immer mal bei Juwelieren nach, ob ich einen Silberlöffel mit dem Danziger Wappen entdecke, aber die kleinen Silberlöffel sind ausnahmslos mit Bernstein verziert, was nun ganz und gar nicht meinen Vorstellungen entspricht. Als Ersatz kaufe ich eine Flasche Danziger Goldwasser. Das Danziger Goldwasser ist ein 40%iger Schnaps (in Wirklichkeit ist es allerdings eher ein Kräuterlikör) mit ein wenig Blattgold in der Flasche. 

Danziger Krantor
Danziger Krantor

Den obligatorischen Märkten von Danzig wird natürlich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ein Besuch abgestattet. Achim kauft sich Badelatschen und zehn kleine Sprotten. Regina hat auch Hunger, findet aber nichts nach ihrem Geschmack. Ich habe vorhin beim Bäcker drei Stück Kuchen eingekauft, während sich Achim im Supermarkt lieber ein Stück Schinken holt. 

Danziger Kostbarkeiten
Danziger Kostbarkeiten

Um 17:30 Uhr sind wir wieder im Hotel. Angelika hat Gulasch aus Berlin mitgebracht, das gibt es heute mit Nudeln als Abendessen. 

Danach gehe ich mit Arian um 19 Uhr in den "Aqua Park" (1 Stunde für 9,60 PLN pro Person). Hier haben wir unseren Spaß, nur lässt man Arian leider nicht in den "Crazy River", da hier erst Kinder ab 160cm Körpergröße hinein dürfen. Nach dem Urlaub messen wir zu Hause nach und stellen fest, dass Arian schon 161cm groß ist!

Trotzdem macht es Arian viel Spaß, obwohl er zuerst nicht so recht wollte, als ich ihm den Besuch gestern angeboten hatte. Nach dem langen Fußmarsch durch Danzig ist das genau die richtige Entspannung, die mein Körper braucht. Das Highlight aber ist die blaue Wasserrutsche, in der man bei völliger Dunkelheit mit einem Wahnsinnstempo nach unten rauscht. Durch das aufspritzende Wasser in der engen Röhre ist einem sowieso jede Sicht genommen. 

Anschließend halten wir noch einen kleinen Plausch im Wohnwagen, während Angelika unter unserer Hoteldusche verschwindet. Danach gehe ich aufs Zimmer und Arian spielt im WoMo wieder mit Achim Kniffel um Geld. 

 

Halbinsel Hela

Freitag

Heute haben wir uns wieder für 9:30 Uhr verabredet, nur diesmal nicht für einen Stadtbummel, sondern für die Abfahrt nach Hel am äußersten Zipfel der Halbinsel Mierzeja Helska (Halbinsel Hela). Unser Frühstück bekommen wir diesmal wie gewünscht und ich bezahle das Zimmer per Visa-Card mit 460 PLN (108 Eur). 

An der Shell-Tankstelle an der Hauptstraße tanke ich zuerst den Bully voll. Über Gdynia (Gdingen) und Rumia geht es nach Reda. In Reda verlassen wir die Straße 6 und fahren auf der 27 über Puck weiter nach Wladyslawowo. 

Wir sind hier übrigens in Kaschubien. Von hier stammen der Schriftsteller Günter Grass und mein alter Freund und Kupferstecher Hubert (Hubsi) Höft-B. 

Kurz hinter Wladyslawowo liegt auf der Halbinsel Hela an der Straße 216 der Campingplatz "Male Morze" (GPS N54°46.933' E018°26.623') mit Windsurfing-Schule an der Zatocka Pucka (Bucht von Puck oder Putziger Wiek). Hier erkundigen wir uns nach einer Unterkunft, fahren dann aber weiter nach Hel. Auf einem bewachten Parkplatz (GPS N54°36.036' E018°48.391') stellen wir die Autos ab und bekommen von der Oma, die den Parkplatz beaufsichtigt, eine Quittung. 

Hel wirkt um diese Jahreszeit wie ausgestorben, obwohl hier im Sommer sicher auch nicht der Bär steppt. Dazu macht der Ort einfach nichts her. Schon der Hafen wirkt sehr trostlos, da muss man das Fischereimuseum in der ehemaligen Dorfkirche schon als echtes Highlight betrachten. Vom Museum führt uns der Weg schnurstracks in den nächsten Imbiss. Ursprünglich wollte ich nur einen Kaffee, aber als ich den panierten Fisch auf Angelikas Teller sehe, bestelle ich mir ebenfalls Fisch. Regina, Arian und Achim essen lieber Hot Dogs. Dann geht es wieder zurück zum Parkplatz, wo die Oma immer noch auf ihrem Stühlchen sitzt und auf unsere Autos aufpasst. Mittlerweile stehen neben unseren Wagen schon zwei weitere Fahrzeuge mit Berliner Kennzeichen. 

Fischereimuseum in der ehemaligen Dorfkirche von Hel
Fischereimuseum in der ehemaligen Dorfkirche von Hel

Auf der Rückfahrt kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein und checken die restlichen Campingplätze am Wegesrand. Hier bietet sich aber keine Alternative mehr, da sie durchweg schon geschlossen sind. So checken wir auf dem Campingplatz "Male Morze" ein. Die Unterkunft mit drei Betten, Dusche und WC kostet 180 PLN pro Nacht mit Frühstück. Wir haben das Zimmer "1D" im Erdgeschoss unmittelbar am Wasser bekommen. Immerhin ist die Unterkunft in den letzten 4 Stunden um 20 PLN billiger geworden. Beim ersten Mal wurde Regina noch ein Preis von 200 PLN genannt. 

Nachdem wir die Reisetaschen ins Zimmer gebracht haben, setzen wir uns kurz in das Lokal am Eingang und trinken etwas. Dann machen wir uns auf den Weg zum Strand an der Ostsee. Angelika und Arian wollen bei der Gelegenheit im Wald noch nach Pilzen Ausschau halten. 

Am Strand der Halbinsel Hel
Am Strand der Halbinsel Hel

Am Strand (siehe Bild oben) laufen wir schließlich bis zum Hafen von Wladyslawowo. Allerdings sieht dieser auch nicht sehr einladend aus und so machen wir wieder kehrt und laufen die Strecke diesmal im Wald entlang der Bahnstrecke zurück. Pilze finden wir leider nicht und so kehren wir gegen 18:30 Uhr mit leeren Händen und Mägen heim. Gegen die leeren Mägen haben wir ja vorhin schon vorgesorgt und so essen wir gleich Abendbrot. Danach geht Arian zum WoMo und spielt mit Achim wieder Kniffel. Mit zwei verlorenen und einem gewonnenen Spiel sieht seine Bilanz heute nicht so positiv aus. Regina und ich faulenzen derweil lieber auf dem Zimmer. 

 

Bernstein

Samstag

Schwere Wolken ziehen über das Wasser, der Wind hat seit Gestern etwas gedreht. Um 9 Uhr frühstücken wir in dem Imbiss nebenan. Das Frühstück ist sehr gut, den zweiten Kaffee müssen wir aber mit 4 PLN bezahlen. Nach kurzer Absprache sagen wir bescheid, dass wir noch bis morgen stehen bleiben werden. Unsere Freunde wollen aber schon heute weiter und haben im WoMo alles kurvensicher verstaut. Um 10:50 Uhr verabschieden wir uns dann von einander. 

Mit dem Klappspaten bewaffnet machen wir uns auf den Weg zum Ostseestrand. Hier steht eine steife Brise aus Nordwest an. Diesmal laufen wir den Strand in Richtung Osten entlang, unsere Blicke immer suchend auf den Boden gerichtet. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass wir hier etwas Bernstein finden, aber der Strand ist wie leergeräumt. Keine Kiesel, keine Muschelschalen, kein Tang, nichts. Nur feinster, weißer Sand, so weit das Auge reicht. Ein wahres Buddelparadies für Kinder und sandburgenbauende Papas. Schließlich findet Arian doch noch zwei winzige Stückchen, von denen ich glaube, dass es Bernstein ist. Als Naturwissenschaftler bin ich mir nur sicher, dass es kein weißer Phosphor aus WWII Brandbomben ist, die nach dem Krieg gerne mal in der Ostsee entsorgt wurden. Bernstein heißt auf englisch übrigens "amber", abgeleitet vom Ambra des Walfischs, da man früher glaubte, dass Bernstein ein Stoffwechselprodukt des Wals sei. 

Am Strand der Halbinsel Hel
Am Strand der Halbinsel Hel

Neben unserem Campingplatz liegt nach ca. 700 Metern in Richtung Hel ein Parkplatz (GPS N54°46.740' E018°27.171') dicht am Wasser, wo man sicher auch im WoMo übernachten kann. Allerdings liegt der kleine Parkplatz natürlich unmittelbar an der Straße. 

Zu Mittag essen wir im Imbiss auf unserem Campingplatz. Arians Portion Spaghettis kann er nicht schaffen, wir haben eine Pilzsuppe als Vorspeise und im Hauptgang Kümmelfleisch mit Rotkohl und Kartoffeln. Anschließend halten wir bis um 16 Uhr Siesta und kochen uns dann Kaffee auf dem Zimmer. 

Jetzt spielen wir UNO. Arian legt gleich mal drei Siege vor, dann gewinnt Regina zwei Mal hintereinander. Ich komme immer langsam auf Touren, aber wenn's läuft, dann läuft's. Die nächsten drei Spiele sind meine. 

 

Heimreise

Montag

Nach der morgendlichen Dusche und einem anständigen Kaffee sind die Lebensgeister wieder halbwegs mobilisiert. Wir halten uns nach dem Frühstück nicht mehr lange auf, sondern packen alles zusammen und beladen den VW-Bus. Meine Wanderschuhe entsorge ich gleich hier in Polen, die muss ich ja nicht mehr bis nach Berlin kutschieren. Regina hat den Bungalow schon gestern bezahlt, so dass wir nur noch den Schlüssel abgeben müssen und um 11 Uhr abfahren. 

In Kolberg kaufen wir zuerst bei miniMal im Supermarkt und dann auf dem Bauernmarkt Gemüse ein. Je einen Sack Kartoffeln und Zwiebeln nehmen wir auch noch mit. Kolberg verlassen wir auf der Straße 102 und 162 und fahren auf der Straße 6 nach Stettin. Selbstredend verlässt Bully mit vollem Tank Polen, unsere Wohnung erreichen wir dann ohne Zwischenfälle um 14:50 Uhr. 

 

Wechselkurs

Der Wechselkurs steht (lt. ec-Abrechnung) bei 1 EUR = 4,3 PLN am 15.Oktober 2004

 

Fotograf: Joachim H.

Autor: Rolf Kästner

 

Ende


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